Projekt für ein Museum für Völkerkunde und Kunstgewerbe von Prof. C. Weichardt, 1885. Schaubild
Als Bauplatz für das Weichardt-Projekt 1885 war bereits das Areal hinter der Johanniskirche vorgesehen. Situationsplan mit vorgesehenem Grundriss
Auch andere Standorte, insbesondere im Bereich des Johanna-Parks, werden untersucht. Hier ein Projekt des Büros Schmiden & Speer gemeinsam mit Hugo Licht, 1888.
Projekt des Büros Schmiden & Speer gemeinsam mit Hugo Licht, 1888.
Gebaut wird ab 1892 schließlich am damaligen Königsplatz nach Plänen des Stadtbaudirektors Hugo Licht.
Bauherr ist die Stadt Leipzig, die beide Museen aus der bisherigen privaten Trägerschaft übernimmt.
1896 kann der repräsentative Neubau, dessen Fassade italienische Inspirationen offenbart, festlich eingeweiht werden.
Doch bald stellt sich heraus, dass der Bau zu klein ist. Vorschlag für einen Erweiterungsbau zur Härtelstraße hin, 1906
Neben Erweiterungsvorschlägen werden Neubaupläne diskutiert. Hier der Plan für einen Museumsbau für die Universitätssammlungen und das Kunstgewerbemuseum, Standort Johannisplatz, um 1908
Zeitweilig will man das Völkerkundemuseum im alten Grassimuseum am Königsplatz belassen, während das Kunstgewerbemuseum einen Neubau auf dem Areal des alten Johannisfriedhofs anstrebt. Entwurf um 1912
1914 bewilligt der Rat der Stadt einen Neubau für das Kunstgewerbemuseum am Johannisplatz. Der Kriegsausbruch vereitelt das Projekt. Doch es wird weitergeplant. Entwurfsskizze des Hochbauamtes von 1916
1918 diskutiert man ein Ensemble städtebaulich zusammengefasster Museumsbauten auf den Frankfurter Wiesen, nahe des Waldplatzes.
Doch letztendlich wird das Gelände des alten Johannisfriedhofs und -hospitals präferiert. Entwurf des Hochbauamtes für ein Kunstgewerbe- und Völkerkundemuseum, 1921
Lange fehlt es an Geld. 1924 nimmt der Wille, neu zu bauen, Form an. Vorschlag von Stadtbaurat Carl James Bühring, 1924
Schließlich wird 1924 ein Wettbewerb ausgelobt. Der neue Stadtbaurat Hubert Ritter entwickelt erste städtebauliche Vorgaben. Bebauungsskizze für das Johannistal und den alten Johannisfriedhof, Dezember 1924
Hubert Ritter übernimmt als Stadtbaurat die Oberbauleitung für das Museum. Bebauungsskizze, Januar 1925
Das Leipziger Architekturbüro Zweck & Voigt hingegen wird nach den Wettbewerben mit den eigentlichen Planungsleistungen für den Neubau beauftragt. Modellaufnahme, 1925
Im Frühjahr 1925 beginnen die Bauarbeiten.
Die Konzessionszeichnungen von Zweck & Voigt, Frühjahr 1925, werden später noch überarbeitet.
1927 bewilligen die städtische Körperschaften weitere Mittel für den begonnenen, aber finanziell noch nicht völlig gesicherten Museumsbau. Ansichtszeichnungen, 1927
Der Flügel an der Hospitalstraße (heute Prager Straße) zählt zu den ersten nutzbaren Bauteilen.
Im noch unvollendeten Museumsbau werden bereits Ausstellungen gezeigt. – Eröffnungsveranstaltung in der Pfeilerhalle, 1927
Die Pfeilerhalle, 1927
Bis ins Jahr 1928 stehen noch alte Hospitalgebäude vor den bereits fertiggestellten Bauteilen. Sie müssen schließlich für die westlichen Flügelbauten des Museums weichen.
1929 wird der Museumsbau fertiggestellt – wenn auch im geringerem Umfang als die ursprüngliche Planung vorsah.
Dennoch stellt das Grassimuseum den flächengrößten deutschen Museumsbau der 1920er Jahre dar.
Die Flügel des Gebäudekomplexes, in das während der Bauzeit auch das neubegründete Musikinstrumentenmuseum der Universität integriert wurde, umschließen zwei große und zwei kleine Hofgärten.
Markant prägen die expressiven Dachbekrönungen das Erscheinungsbild. Blick über den Ehrenhof auf die Fassade des Mittelbaus, um 1929
Blick in den Mittelhof. Um 1929
Blick über den Mittelhof auf das Haupttreppenhaus mit den Josef-Albers-Fenstern. Um 1929
Der sogenannte Japanische Garten, um 1929
Der sogenannte Rehgarten, um 1929
Treppenspindel, um 1929
Foyer im Erdgeschoss, 1929
Der große Vortragssaal mit der Karl-Straube-Orgel, 1929
Die Terrasse im Rehgarten wird von der im Museum befindlichen Gastwirtschaft genutzt, Aufnahme um 1930.
1931 legt Hubert Ritter Pläne für einen dringend gewünschten Erweiterungsbau vor. Sie werden nicht realisiert.
Die NS-Herrschaft bleibt ab 1933 auch für das Grassimuseum nicht ohne Folgen. Hospitalstraßenflügel, um 1935
Projekt für einen Erweiterungsbau für das Kunstgewerbe der Reichsmesse, 1938. Nach Ausbruch des Krieges nicht weiter verfolgt.
Sommer 1943: Noch "scheint" äußerlich alles intakt.
Doch der schwere Bombenangriff auf Leipzig im Dezember 1943 und nachfolgende Zerstörungen treffen das Haus schwer. Die zerstörte Pfeilerhalle, 1944
Zerstörte Ausstellungssäle, 1944
Freiwillige Helfer bei der Enttrümmerung, 1946
Die Ruine des ausgebrannten Museums, 1947
Der ausgebrannte Mittelbau, 1947
Doch neue Pläne reifen ... Projekt für ein Bach-Mausoleum auf dem Johannisplatz, um 1946/47
In einem Wettbewerb zur Neugestaltung des Johannisplatzes 1950 erhält der Architekt Alfred Stehmann den ersten Preis. Es bleibt bei den Entwürfen.
Auch 1952 projektierte Veränderungen der Fassaden des Museums werden nicht realisiert.
Nach Instandsetzungen wird das Museum bald wird wieder genutzt. (Aufnahme von 1951) Ausstellungen werden neu eingerichtet. Das Völkerkundemuseum wechselt aus städtischer in staatliche Trägerschaft.
Doch noch bis weit in die 1950er Jahre bleibt das Haus eine Teil-Ruine.
Erst 1959 erhalten die Kopfbauten und westlichen Flügel wieder Dächer. Die wiedergewonnene Fläche kommt aber Fremdnutzern und nicht dem Museum selbst zugute.
Schwere Baumängel führen in den 1980er Jahren zur Schließung der meisten Ausstellungsbereiche.
Der Bauzustand gibt sich trostlos. 1988
Vom Sturm abgerissenes Dachblech. Herbst 1989
Wassereinbrüche bringen erhebliche Gefahren für die Sammlungen mit sich. 1992
Äußere Verwahrlosung bestimmt noch lange das Bild. 1998
Hoffnungszeichen! Seit den frühen 1990er Jahren laufen Vorbereitungen für eine Sanierung. Der britische Architekt David Chipperfield entwirft einen Masterplan für die Museumssanierung. Grundriss mit Ergänzungsflügel, 1997/98.
Auch in Abschlussarbeiten von Studenten werden bauliche Erweiterungen untersucht. Projekt von Tobias Buschbeck, Universität Karlsruhe, für einen Bibliotheksbau auf dem Johannisplatz, 1998
1998 konstituieren die Stadt Leipzig und der Freistaat Sachsen eine gemeinsame Baukommission. Nach Bewilligung von Finanzmitteln wird ab 2000 generalsaniert. Das Leipziger Hochbauamt und das Architekturbüro IFN leiten die Arbeiten.
Bis 2005 werden die wesentlichen Bauarbeiten, zu den auch der Bund finanziell beiträgt, realisiert. Ergänzende bauliche Maßnahmen und der Ausbau der Ausstellungsflächen folgen. 2007 öffnet das Haus wieder für die Öffentlichkeit.
Die Rekonstruktion der Pfeilerhalle mit Mitteln des Bundes und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig wird 2009 abgeschlossen.
Schritt für Schritt hat das Grassimuseum seine Attraktivität und Ausstrahlungskraft zurückerlangt.